Inhalt
Über das Land
Kambodscha ist erst im 21. Jahrhundert als Reiseland entdeckt worden. Wie auch Vietnam ist es für die Generation unserer Eltern und Großeltern kaum vorstellbar, dass man in ein Land reist, in dem vor gar nicht all zu langer Zeit noch Krieg und Unterdrückung herrschte. Von 1976-1979 haben die Roten Khmer unter Führung von Pol Pot versucht, das Land in einen agrarkommunistischen Staat zu überführen. Das bedeutete, dass alle Stadtbewohner aufs Land getrieben wurden, um dort in Arbeitslagern bis zu 19 Stunden am Tag auf den Feldern zu arbeiten. Ohne jegliche Kenntnis von Landwirtschaft. Jeder, der sich den Plänen von Pol Pot in den Weg stellte oder stellen könnte, wurde inhaftiert oder direkt ermordet. So wurden alle intellektuellen Menschen wie Lehrer, Ärzte, Ingenieure, Mönche oder die so erschienen, als wären sie klug aufgrund einer Brille oder weichen Händen, brutal erschlagen. Ein Drittel der Gesamtbevölkerung ist in diesen Jahren gestorben – ermordet, verhungert oder an Krankheiten verendet. Diese Horrorgeschichte hat das Land geprägt. Es gibt kaum alte Menschen und auch die Generation unserer Eltern ist nur spärlich vertreten. Dennoch – oder gerade weil sie wissen, wie viel schlechter es ihnen ergehen kann – sind die Menschen glücklich, hilfsbereit und freundlich.

Besonderheiten Kambodschas
- So nah Kambodscha auch an Thailand ist, ist es doch noch völlig unterschiedlich. Es ist ursprünglicher und noch nicht so weit entwickelt.
- Kinder können nur die Grundschule kostenlos besuchen, es besteht aber keine Pflicht. Daher gibt sehr viele Kinder, die ihren Eltern bei der Arbeit helfen. Ab der Highschool kostet die öffentliche Schule etwa 1 US$ am Tag, die privaten Schulen kosten 3 US$. Das können sich sehr viele Familien nicht mehr leisten.
- Generell ist die Schere zwischen arm und reich sehr groß. besonders in der Hauptstadt Phnom Penh ist das zu beobachten. Wer sich ein eigenes Auto leisten kann, der fährt direkt den Porsche, Mercedes oder Bentley. Kleinwagen sucht man hier vergeblich.
- Total verrückt fanden wir, dass Kambodscha die eigene Währung Riel nur sekundär verwendet. Hauptwährung in Kambodscha ist der US-Dollar. Selbst am Geldautomaten werden nur Dollar ausgezahlt. Riel erhält man meist nur, wenn man Wechselgeld unter einem Dollar ausgezahlt bekommt. Dollarmünzen werden nämlich nicht verwendet. Größere Beträge werden nur abseits der Touristenpfade in Riel angegeben. Der Wechselkurs von Riel ist zu US-Dollar schwankte in den letzten Jahren nur minimal, sodass überall mit dem pragmatischen Wechselkurs von 1 US-Dollar = 4.000 Riel gerechnet wird.
- Der kambodschanische Staat ist stark von der Hilfe und den Geldern anderer Staaten angewiesen. Sehenswürdigkeiten, Tempel, sogar Brücken sind „sponsored by“ Thailand, Japan, United States oder Germany. Auch Krankenhäuser, Unis, Schulen und Ausbildungszentren sind fremdfinanziert („in Friendship with XY“).
- Obwohl die Armut deutlich zu sehen ist, sind die Menschen zufrieden und vor allem die Kinder glücklich. Sie winken dir zu, wenn du im TukTuk oder auf dem Fahrrad vorbeifährst und freuen sich einen Keks, wenn du zurückgrüßt.
- Absoluter Modetrend (oder völlig normal?) ist, dass Frauen und Mädchen aller Altersklassen Pyjamas als „Daily Outfit“ tragen. Schon witzig, wenn eine gestandene Frau im Hello Kitty-Satin-Schlafanzug auf dem Markt einkaufen geht.
- Die Locals schlafen (gefühlt) so häufig sie können. Überall sind Hängematten aufgespannt – selbst in den Tuk Tuks werden kleine Pausen direkt für ein Nickerchen genutzt. Auch kleine Cafés und beliebte Essensstände der Locals haben Hängematten zum Entspannen und Ausruhen. Und wenn nichts los ist, legen sich auch die Inhaber gerne rein und dösen bis der nächste Gast kommt.

Transport
- Die einfachste und günstigste Methode, um kurze Strecken zurückzulegen, ist in Kambodscha das Tuk Tuk. Hier gibt es zwei verschiedene Modelle. Das „klassische“ Modell, eine Ape mit einer Sitzbank sowie eine Motorrad-Rikscha. Besonders zweites ist vielfach vertreten und sehr gemütlich, wenn man eine Tagestour durch die Tempelanlagen von Angkor machen möchte. Aufgrund des Überangebotes an Tuk Tuks kann man stets mit den Fahrern über den Fahrpreis verhandeln und so einen besseren Preis erhalten. Die meisten Fahrer setzen den Preis einige Dollar über den Durchschnitt an, sodass genau diese Spanne runterverhandelt werden kann.
- Um größere Distanzen zurückzulegen und z. B. von Siem Reap nach Phnom Penh zu gelangen, gibt es sehr gute Busunternehmen in Kambodscha. Wir sind mit dem Unternehmen „Giant Ibis“ gefahren und waren so begeistert, dass wir auch die weiteren Fernstrecken zwischen den Städten mit Giant gefahren sind. Die Reisebusse hatten bequeme Sitze mit ausreichend Beinfreiheit. Außerdem haben wir Wasser und einen Snack auf unseren Fahrten erhalten. Es werden regelmäßig kleine Toiletten- und Essensstops gemacht. Das Highlight war dann aber die 10 stündige Nachtfahrt von Sihanoukville nach Siem Reap. Wir hatten einen komfortablen Bus mit Schlafsitzen wie ihm Flugzeug erwartet und wurden mit einem Bushotel überrascht. Ihr hatten tatsächlich ein eigenes Doppelbett im Bus! Mit Fleecedecken und Kopfkissen konnten wir uns hinlegen und durchschlafen. Verrückt! Außerdem hatten wir das Glück, dass nur vier weitere Gäste an Bord waren und es so total ruhig war.


Essen & Trinken
- Kambodscha hat eigentlich kaum eine „eigene“ Essenskultur. Durch die geographische Nähe und aufgrund der Geschichte des Landes besteht die kambodschanische Küche zum Großteil aus typischen Thai- und vietnamesischen Gerichten (sehr lecker, kommt aber häufig nicht an das Original des Ursprungslandes ran).
- Doch natürlich gibt es auch ein landestypisches Essen: Lok Lak. Meist ist es Rindfleisch in dünne Stücke geschnitten, süß-sauer gewürzt in einer braunen Soße. Sehr, sehr lecker, wenn das Fleisch gut ist.
- Die Portionen sind häufig kleiner, sodass wir nicht mit unseren üblichen zwei Mahlzeiten am Tag auskamen. Kein Wunder, dass man die Locals gefühlt immer nur essend (oder schlafend) sieht.
- Es gibt überraschenderweise überall im Land sehr guten Kaffee. Nahezu jedes noch so kleine Café hat eine Siebträgermaschine und bereitet wirklich leckeren Kaffee zu. Endlich!
- Sehr beliebt ist in allen Ländern Südostasiens Eiskaffee (anscheinend schwierig von den Locals auszusprechen „Ei Coffie“). Seltsam war, dass der frischgebrühte Kaffee heiß in ein Glas mit Eiswürfeln gekippt wird, Milch drauf, fertig! Man muss daher etwas warten, bis der Kaffee abgekühlt ist, darf aber auch wiederum nicht zu lange warten, da er sonst verwässert. Wenn man den richtigen Zeitpunkt abpasst, ist er aber super lecker und erfrischend.
Aktivitäten
Unsere Stationen in Kambodscha im Überblick
Siem Reap
- Aufgrund der Nähe zu den Tempelanlagen von Angkor (siehe unten) ist Siem Reap eine sehr touristische Stadt. Abends füllen sich die Straßen rund um die Pub Street und es wird mit günstigem Bier (0,50 US$) und Massagen geworben. Die Essenspreise sind hier jedoch ganz schön happig und gerne mal doppelt oder dreifach so teuer wie in Localrestaurants. Dennoch ist es spannend sich hier hinzusetzen, das günstige Bier zu genießen und dem Trubel zuzuschauen. Wenn man möchte, kann man hier auch auf den nahegelegenen Nachtmärkten nach Souvenirs oder T-Shirts schauen. Wir haben uns hier allerdings nur umgeschaut. Überall gab es die gleichen Klamotten, Taschen und Bilder zu kaufen…
- Entlang des Flusses gibt es ab dem Nachmittag zahlreiche Street Food Stände, deren Essen so viel besser und so viel günstiger ist, als in der Pub Street. Hier kann man dann direkt auf dem Bürgersteig auf winzigen (Kinder-)Plastikstühlen Platz nehmen und sein frischgekochtes Essen genießen. Viel zu spät entdeckt haben wir leider Bahn Mih. Das ist ein Baguette, das mit Krautsalat, Gurken, Fleisch, Tofu und Saucen gefüllt wird. Mega lecker und spottbillig.
- Wir haben über die Organisation KKO (Khmer for Khmer Organization) eine halbtägige Fahrradtour abseits der Touristenpfade gemacht. Erfahren habe ich von KKO durch meine Freundin Dani, die 2017 für ein Jahr in Siem Reap war und bei dieser Organisation das Modelabel Off Track Accessories aufgebaut hat. Das Label recycelt alte Reifen und stellt hieraus Accessoires wie Taschen, Anhänger, Ketten oder Portemonnaies her. Dabei werden Näherinnen ausgebildet und erhalten faire Löhne. Zudem gehen die Erlöse in eine Schule von KKO, die den Kindern kostenlosen Englischunterricht ermöglicht. Neben Off Track Accessories gibt es auch Off Track Tours, die eben jene Touren anbieten, wie wir mit gemacht haben. Mit einem Local Guide sind wir den gesamten Vormittag mit dem Fahrrad über das Land gefahren, haben einen richtigen Local Market gesehen, sind entlang der Reis- und Lotusfelder gefahren, haben eine Pilzfarm besichtigt und viel über Land und Leute gelernt. Eine sehr schöne Tour! Mehr zu KKO und Off Track erfahrt ihr hier: https://kko-cambodia.org/our-
tours/
Angkor
- Die Tempelanlagen von Angkor sind Kambodschas Sehenswürdigkeit Nummer 1 und hätten den Titel 8. Weltwunder verdient. Auf einer Fläche von über 28.000 Fußballfeldern befinden sich zahlreiche Tempel, die das damalige Zentrum des Khmer-Reiches vom 9. bis zum 16. Jahrhundert gebildet haben. Danach sind die Tempel leider verfallen und in Vergessenheit geraten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Anlagen von einem Franzosen „wieder entdeckt“, woraufhin die Tempel wieder aufgebaut und restauriert wurden. Auch hier wurde jede Wiederaufbau von anderen Staaten finanziert und unterstützt, da Kambodscha dies mit eigenen Mitteln nicht konnte. Bis heute werden die Tempel geflickt, aufgehübscht und zusammen gepuzzelt. Jährlich bestaunen über zwei Millionen Besucher – je nach Saison sind das 5.000 – 10.000 Besucher täglich – die Tempel von Angkor. Das Highlight hier ist natürlich Angkor Wat, der größte aller Tempel und das Wahrzeichen des Landes, das sogar auf der Landesflagge verewigt wurde. Doch auch die kleineren Tempel und sogar die Tore zum Angkorzentrum sind absolut sehenswert.
- Dabei sind die Eintrittspreise für Südostasien ganz schön happig:
- 1 Tag: 37,00 US$/Person
- 3 Tage: 62,00 US$/Person
- 7 Tage: 72,00 US$/Person
- Der 3-Tages-Pass ist 7 Tage, der 7 Tages-Pass 30 Tage gültig, sodass man nicht zwingend an aufeinanderfolgenden Tagen das Ticket nutzen muss
- Wir haben (wie normalerweise üblich) den 3-Tages-Pass gewählt und die Entscheidung nicht bereut.
- Angkor-Tour Tag 1 (Small Circuit):
- Die meisten Tempel liegen nah beieinander, sodass man diese mit zwei Routen erkunden kann. Hier gibt es den Small und den Big Circuit. Wir haben am ersten Tag mit dem Small Circuit angefangen, der die meisten und bekanntesten Tempel beinhaltet („small“ heißt er nur, da die Strecke hier kürzer ist).
- Gestartet sind wir um 4:30 Uhr (!), um den Sonnenaufgang vor der Kulisse von Angkor Wat zu sehen. Mit unserem Tuk Tuk Fahrer, den wir für 18$ den ganzen Tage gebucht hatten, sind wir dann erst zum Ticketkaufen gefahren. Dort stellte sich schon raus, dass es nicht wenige Besucher mit dieser Idee waren. Schon morgens um 5:00 Uhr war es rappelvoll an den Ticketschalten. Aber es ging recht fix, dass wir gegen 5:30 Uhr beim Angkor Wat waren.
- Um kurz vor 6 Uhr sollte dann der Sonnenaufgang sein. Sollte… Leider war es total bewölkt, dass es nur langsam hell wurde. Die Sonne hat sich leider nicht gezeigt. Da nach dem Sonnenaufgang die Menschenmassen in den Tempel von Angkor Wat strömen und die höchste Plattform erst um 9:30 Uhr öffnete (weshalb lange Wartezeiten zu erwarten waren), haben wir uns dazu entschieden erst einmal weiter zu fahren und später Angkor Wat zu besichtigen.
- Wir sind dann mit dem Tuk Tuk zum „Tomb Raider“-Tempel gefahren. Die mystische Atmosphäre von dem mit Bäumen bewachsenen Tempel Ta Prohm wurde schon häufiger von Filmemachern genutzt, wie eben auch beim Film von Tomb Raider. Der Tempel ist wirklich besonders und die riesigen Wurzeln der Bäume, die die Steine des Tempels umrahmen und einhüllen machen den Tempel einmalig schön. Da wir sehr früh hier waren, hatten wir das Glück vor den chinesischen Reisebussen den Tempel in Ruhe zu besichtigen und auf uns wirken zu lassen.
- Danach haben wir den Tempel von Banteay Kdei besichtigt, sind auf die Pyramide von Ta Keo geklettert (ein sehr schöner Tempel mit einer tollen Aussicht) und sind durch die Anlagen von Angkor Thom gelaufen. Besonders das Zentrum von Angkor Thom, der Tempel Bayon, hat uns mit seinen Gesichtertürmen beeindruckend. 216 riesige Gesichter ragen hier aus den Türmen und es erscheint, als bewachen sie den Tempel.
- Eigentlich haben wir geplant, nach der Small Circuit-Tour zum Abschluss wieder zurück zu Angkor Wat zu fahren. Aber da wir total platt vom frühen Aufstehen, der Hitze und den vielen Eindrücken waren, haben wir das auf den nächsten Tag verschoben.
- Angkor-Tour Tag 2 (Big Circuit):
- Zu humaneren Zeiten ging es am nächsten Morgen wieder mit unserem Tuk Tuk Fahrer los. Hier haben wir mit dem North Gate angefangen und sind dann im Uhrzeigersinn den Big Circuit lang gefahren.
- Wir haben einen Vormittag gebraucht, um die Tempel zu erkunden.
- Auf unserem Programm standen:
- Preah Khan: Sehr zerfallen, gibt einen Eindruck, wie die Tempel vor 100 Jahren aufgefunden wurden.
- Neak Pean: Hier war der Weg zum Tempel spannender als der Tempel selbst, da man über einen schmalen Holzsteg durch den sumpfigen Stausee, der extra für diesen Tempel angelegt wurde, zur Tempelinsel gelaufen ist.
- Ta Som: Eine sehr kleine, aber feine Anlage mit Bäumen und Wurzeln bewucherten Torbögen.
- East Mebon: Ein kolossaler Ziegeltempel, eingerahmt von schönen Elefantenstatuen
- Pre Rup: ein hochgebauter Tempel, dessen Aufstieg gelegentlich so steil war, dass man auf allen vieren hochklettern musste. Von oben wurde man dann mit einer sagenhaften Aussicht belohnt.
- Angkor Wat: das Highlight, das wir am Vortag nicht mehr geschafft hatten. Nun waren wir gegen 12:00 Uhr mit dem Big Circuit fertig und hatten alle Zeit der Welt, um uns den berühmtesten aller Angkor-Tempel anzuschauen. Es war die beste Entscheidung, den Tempel nicht am Morgen, sondern am Mittag anzuschauen, da die Reisegruppen schon alle weitergefahren sind und so nur wenige Touristen da waren. Ohne einen Plan oder einen Reiseführer sind wir auf eigene Faust in den Tempel und haben gelegentlich Sachen gegoogelt oder bei anderen Reisegruppen mitgelauscht. Oben angekommen hatten wir noch einmal Glück. Auf die Plattform zwischen den fünf markanten Türmen dürfen maximal 100 Personen gleichzeitig, weshalb die Warteschlage normalerweise so lang ist, dass man mehrere Stunden warten muss. Wir konnten ohne Wartezeit und Schlagestehen direkt nach oben und waren dort mit vielleicht 20 anderen Personen. Jackpot! Nach 2,5 Stunden Angkor Wat-Erkundungstour sind wir dann zurück ins Hotel.
- Angkor-Tour Tag 3 (Angkor Norden):
- Am letzten Angkor-Tag haben wir noch einmal uns im Internet durchgelesen, was man neben den klassischen und touristischen Tempeln nicht auslassen darf und sind auf den Tempel Banteay Srei gestoßen, der 30 km nördlich von den Angkor Wat liegt. Dieser Tempel ist besonders für seine kleinen und feinen Verzierungen im Steinrelief bekannt und wird daher auch Zitadelle der Frauen genannt. Die Anlage ist ganz anders aufgemacht als die restlichen Tempelanlagen, da man hier an kleinen Reisfeldern und einem See vorbeigeht, ehe man den Tempel erreicht. Eine richtige romantische Idylle, die zusätzlich aufgrund seiner Lage nicht so viel besucht ist.
- Danach sind wir zu einem weiteren außerhalb gelegenen Tempel gefahren, den Banteay Samre. Der Tempel hebt sich nicht besonders von den restlichen ab, hat uns aber durch seinen guten Zustand und die Größe beeindruckt.
Phnom Penh
- Die Hauptstadt Kambodschas ist in etwa so groß wie Berlin und zeigt noch einmal deutlicher als die anderen Städte die Unterschiede zwischen arm und reich. Außerdem war der Besuch Stadt für uns wichtig, um mehr über die Geschichte des Landes zu erfahren. Dadurch war der Aufenthalt in Phnom Penh kein spaßiger, aber unseres Erachtens nach ein sehr wichtiger. Hier haben die Killing Fields sowie das Gefängnis S-21 besichtigt.
- Killing Fields: An diesem Ort hatte man durchgehend eine Gänsehaut und einen Kloß im Hals. Hier wurden noch vor 40 Jahren gewaltsam tausende Menschen hingerichtet und in Massengräbern beerdigt. Den Menschen, die sich gegen die Roten Khmer gestellt haben – oder dies evtl. tun könnten – wurden mit Äxten, Stöcken und Spitzhacken erschlagen. Gewehrpatronen waren zu kostbar. Wie am Fließband wurden die Menschen im Schutze der Nacht getötet. Unter lauter Beschallung kommunistischer Lieder, damit die Gefangenen, die noch auf ihre Hinrichtung warteten, die Schreie nicht bekamen. Horrorszenarien, die bei der Besichtigung durch Audioguides sehr authentisch wiedergegeben werden. Einige Massengräber wurden ausgehoben, davon ein Massengrab mit Frauen und Kindern. Um Racheakte zu verhindern, wurden auch Familienangehörige getötet. Furchterregend war der Anblick des sogenannten Killing Trees. Kleinkinder und Säuglinge wurden an den Füßen festgehalten und bis zum Tod an den Baum geschlagen. Das zeigten die Blutspuren an dem Baum neben dem Grab. Die Gebeine aus den ausgehobenen Gräbern wurden gesammelt und in einer Stupa aufgebahrt. Heute werden keine Gräber mehr ausgehoben, da sich die Verantwortlichen dazu entschieden haben, die Toten in Frieden ruhen zu lassen. Man weiß nicht, wie viele Menschen tatsächlich den Tod auf den Killing Fields gefunden haben. Noch heute werden Gebeine und Kleiderlumpen aufgrund des Starkregens freigespült und monatlich von den Verantwortlichen eingesammelt.
- Gefängnis S-21: Das Tuol-Sleng-Genozid-Museum ist das ehemalige Gefängnis S-21 der Roten Khmer. Es erinnert an die dort begangenen Verbrechen während des Genozids von 1975-1979. In diesem Gefängnis wurden die Insassen nächtelang gefoltert, um ihnen Geständnisse zu entlocken, die sie überhaupt nicht begangen haben. Sie gestanden z. B. Agenten der CIA zu sein, obwohl sie noch nie von dem amerikanischen Geheimdienst gehört hatten. So hatten die Roten Khmer genug dokumentiertes Material, um die Hinrichtung der „Staatsverräter“ begründen zu können. Anfangs wurden diese noch im Gefängnis vollzogen, als aber kein Platz mehr da war, wurden die Insassen zu den Killing Fields befördert. Auch hier hatten wir einen Audioguide, der die einzelnen Stationen in der ehemaligen Schule erläuterte. Viele Räume, wie die Folterräume, sind nach der Befreiung durch die Vietnamesen im Jahr 1979 geleert worden und heute nach Bildervorlagen nachempfunden. In S-21 kann man neben den Einzel- und Großraumzellen auch Bilder aller Insassen ansehen und wir waren erschrocken, wie viele Jugendliche hier zu sehen waren. Sehr anschaulich wird die Umgebung durch die Geschichten von Insassen, die mit dem Audioguide angehört werden können. Diese können aufgrund von sorgfältig dokumentierten Geständnisse und weiteren Briefen nachvollzogen werden. Es gibt nur wenige Geschichten von Insassen, da nur sieben Menschen die Haft in S-21 überlebt haben. Einer von ihnen war Maler, dessen Bilder im Museum ausgestellt sind und die einem die Zustände im Gefängnis visuell näherbringen.
- Obwohl die Besichtigungen dieser Gedenkstätten alles andere als Freude in uns auslöste, sind wir dennoch froh, dass wir diesen wichtigen Teil der Geschichte nun besser nachvollziehen können, der das ganze Land geprägt und verändert hat. Besonders solche Erfahrungen sind für uns auf unserer Reise wichtig, um auch die eigene Situation sowie die fremde Kultur mehr schätzen zu wissen.
- Auch die Hauptstadt wollten wir noch einmal auf uns wirken lassen und sind einen Tag durch die Straßen der Stadt gelaufen. Meist lassen wir uns in Städten treiben, laufen mal links, mal rechts. Dort, wo es gerade schön ist. Dieses Mal hatten wir aber ein Ziel: die Markthalle Phsar Thmei. Besonders das Gebäude ist hier imposant und einzigartig durch den Art Déco Stil. Von innen gibt es viele Stände mit Klamotten, Schmuck oder Früchten, aber leider nichts, was man nicht schon auf anderen Märkten gesehen hat.
- Eigentlich war unser Plan, in Phnom Penh das Kino „The Flicks“ zu besuchen, wo man für 3,50 US$ Eintritt den ganzen Tag in einer entspannten Atmosphäre Filme gucken kann. Leider hatten wir mit Magenkrämpfen und Unwohlsein zu kämpfen, weshalb wir diesen Programmpunkt links liegen lassen haben und nach der Markttour direkt ins Bett gefallen sind.
Koh Rong Sanloem
- Entspannung vom ganzen Reisen muss auch mal sein. Deshalb sind wir ins kleine Inselparadies Koh Rong Sanloem „geflohen“. Die Insel ist die kleine Schwester der beliebten Ferieninsel Koh Rong. Aber kleiner, feiner, ruhiger, idyllischer und abgelegener. Bis vor einem Jahr gab es hier gar kein Internet, bei uns war es immerhin vorhanden, aber sehr spärlich. Eigentlich ein toller Ort zum Abschalten und in der Hängematte sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen… Wir hatten leider nicht so viel Glück mit dem Wetter und die Sonne war sehr, sehr rar. Hier haben wir das erste Mal gelernt, was es bedeutet, wenn man in der Regenzeit reist. Meist hat es wie aus Eimern gegossen und wir saßen im Restaurant unserer Unterkunft oder in unserem Bungalow und haben gelesen und geschlafen. Im Endeffekt war dies auch entspannend, wenn man gezwungen war, mal gar nicht zu tun. Aber vor Ort war es schon schade, dass wir die traumhaften Strände meist nur bei strömendem Regen erlebt haben und ein Hike zum angeblich schönsten Strand der Insel (und einer der schönsten der Welt) einem vergönnt war.
- Mit Regenschirm und Badekleidung sind wir dann aber doch noch quer über die Insel zum Lazy Beach gelaufen. Ein Strand, den man nur zu Fuß oder mit Trecker erreichen konnte. Hier gab es nur ein einziges Restaurant, in dem wir den Nachmittag über gechillt, gegessen und gelesen haben – und währenddessen die Wellen beobachten konnten.